Wie kommt Deutschland wieder in die Handlungsoffensive? Darüber diskutierte Julia Jäkel mit dem Applied Governance Circle bei der Vorstellung ihrer „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“.

Ob Digitalisierung, Klimaschutz, Wirtschaftswachstum oder große Infrastrukturprojekte: Ihren Staat erleben Bürgerinnen und Bürger zunehmend als überfordert. Das Vertrauen in die Steuerungskraft der Institutionen schwindet. Politik scheitert zu oft an den eigenen Strukturen.
Deutschland muss wieder gestalten statt nur verwalten: Diese Überzeugung steht im Zentrum der „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“. Bei einer Veranstaltung in der Hamburger E.ON Leadership Academy hat @Julia Jäkel, ehemalige CEO von Gruner & Jahr, die Kernpunkte der Initiative den Mitgliedern des „Applied Governance Circle“ (AGC) präsentiert. Der Applied Governance Circle e.V, ist ein Zusammenschluss von engagierten, erfahrenen Aufsichtsräten, die sich einer modernen Governance verschrieben haben.
Gemeinsam mit Thomas de Maizière (ehemaliger Innen- und Verteidigungsminister), Peer Steinbrück (ehemaliger Finanzminister) und Andreas Voßkuhle (ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts) hat Frau Jäkel die überparteiliche Bewegung unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Leben gerufen.
Das Ziel: Die Republik wieder leistungsfähig und bürgernah zu machen – mit klaren Verantwortlichkeiten, effizienteren Prozessen und einer Kultur des Entscheidens. Rund fünfzig Expertinnen und Experten haben dafür in sieben Arbeitsfeldern Reformvorschläge erarbeitet. Ein Überblick:
👉 Verwaltung und Föderalismus: effiziente Strukturen und klare Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen
👉 Digitalisierung: Neustart der digitalen Verwaltung, datengestützte Entscheidungen als strategische Ressource
👉 Wettbewerbsfähigkeit: Bürokratieabbau, schlankere Prozesse und attraktivere Rahmenbedingungen für Unternehmen
👉 Bildung und Soziales: Chancengleichheit und vorausschauende Planung, die demografische Entwicklungen abbildet
👉 Klima: handlungsfähige Strukturen für nachhaltige Transformation und ressortübergreifende Koordination
👉 Sicherheit: Krisenvorsorge, schnelle Reaktionsfähigkeit und Aufbau robuster Strukturen für unterschiedliche Bedrohungsszenarien
👉 Gesellschaft: mehr Bürgernähe durch Transparenz und Einbindung in Reformprozesse
Im Kern geht es der Initiative nicht um Bürokratieabbau allein, sondern um eine neue Haltung: Der Staat als lernende, agile Organisation, der Herausforderungen aktiv gestaltet. Aus Sicht des AGC ist dies ein starkes Signal, denn Governance beginnt nicht nur in Unternehmen, sondern beim Staat selbst. Dabei ist die Unabhängigkeit der Initiative ihr großer Vorteil – sie wird als politisch neutral angesehen.
In der angeregten Diskussion nach Julia Jäkels Vortrag stand besonders die Frage im Mittelpunkt, wie die Forderungen bestmöglich in die Praxis umgesetzt werden können. Die AGC-Mitglieder waren sich einig, dass dies nur im breiten gesellschaftlichen Konsens geschehen kann, in den auch Gewerkschaften und andere zivilgesellschaftliche Akteure eingebunden sein sollten.
Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Verantwortung nicht nur bei der Politik liegt. Auch Unternehmen und Manager sind aufgefordert, Haltung zu zeigen und den Dialog aktiv zu gestalten: auf institutioneller Ebene, in der eigenen Organisation, in Branchenverbänden. AGC-Mitglied Johannes Teyssen formuliert es so: „Wir können nicht alles an Politiker delegieren, sondern müssen uns selbst einbringen und immer wieder energisch nachhaken. Als Plattform für vertraulichen Austausch und Best Practices will der AGC dazu konkrete Handlungsimpulse beitragen.“
Danke an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die spannenden Gespräche und den Gastgebern Victoria Ossadnik und Johannes Teyssen für den angenehmen Abend in der Schönen Aussicht in Hamburg!
